Das spezielle der Gebiss der Kaninchen und die daraus resultierenden Empfehlungen für die Ernährung
Die Verdauung und Nährstoffaufnahme beginnt vorne - beim Aufnehmen und Zerkleinern der Nahrung mit Hilfe der Zähne und den Kaubewegungen des Kiefers. Dieser Bereich ist daher genauso wichtig, wie beispielsweise der Darm. Bei Kaninchen sind sowohl die Zähne selbst als auch der ganze Kauapparat stark spezialisiert und präzise auf die Nahrungsform angepasst. Vom Optimum abweichende Nahrung hat daher auch viel größere (negative) Einflüsse auf Zähne und Kiefer, als es beispielsweise bei uns Menschen der Fall ist, da wir als Allesfresser dazu in der Lage sind verschiedenste Nahrungsquellen zu nutzen, zu zerkleinern und zur Nährstoffgewinnung zu verwenden.
Eine Anpassung auf ihren natürlichen Lebensraum und die darin vorkommenden Nahrungsquellen, sind die ein Leben lang nachwachsenden Zähne. Für den nötigen Abrieb, damit dadurch keine zu langen Zähne entstehen, kann nur das gegenseitige Mahlen aufeinander der Zähne selbst sorgen (unterstützend/fördernd einzelne Inhaltsstoffe wie Kieselsäure). Entsprechend ist das Kaninchengebiss auf reine Mahlbewegung von vergleichsweise nährstoffarmen blättrigen Nahrungsbestandteilen ausgelegt.
Die optimale Abnutzung gewährleisten nur Mahlbewegungen in der richtigen Intensität und Häufigkeit, wie es z.B. beim Zerkleinern von Wildkräutern und Gräsern der Fall ist.
Gleichzeitig stellen diese Nahrungsmittel durch ihre Eigenschaften und Beschaffenheiten auch die Anforderung an das Kaninchen durch lange und häufige Mahlzyklen die enthaltende Energie zu extrahieren. Zusätzlich muss in diesem Kauprozess die Nahrung optimal für den (ebenfalls speziell angepassten) Verdauungsprozess vorbereitet werden. So schließt sich der symbiotische Kreis von Nahrungspflanze und Kaninchen.
Eine davon abweichende und somit ungeeignete Kaubewegung/Kauphysiologie kann nun in zwei Kategorien eingeteilt werden:
- Die Nahrung kann nicht zermahlen werden (z.B. weil sie zu hart, oder nicht blättrig-flach ist)
- Die Nahrung muss nicht zermahlen werden und ist dennoch ggf. sehr nährstoffdicht (z.B. weiches Obst, weiche Saaten).
Die Folge von zu hartem, nicht blättrigem Futter, die nicht zermahlen, sondern mit vertikalen Kieferbewegungen zerkaut werden müssen, sind Zahn- und Kieferschäden. Abszesse, Entzündungen und Fehlstellungen können die Folge sein.
Dem gegenüber steht die „zu weiche“ und/oder zu energiedichte Nahrung. Diese macht schnell satt, trägt zum Energiebedarf bei und deckt ihn zusätzlich unnatürlich schnell. Dennoch werden die Zähne dabei nicht ausreichend abgenutzt.
Futtermittel, die beide Nachteile kombinieren wären z.B. getrockneter Mais oder energiehaltige Pellets. Die Kauphysiologie passt nicht und schädigt potenziell die Zähne, deckt aber gleichzeitig den Energiebedarf so schnell, dass die Zahnabnutzung nicht durch langanhaltendes Mahlen gegeben ist.
Wichtig für den Einfluss auf die Zähne ist auch das zu fressende Futtervolumen und somit die Energiedichte des Futtermittels. Zwar deckt eine Hand voll Sonnenblumenkerne den Energiebedarfs des Kaninchens locker, hat aber massive Nachteile für die Zähne aufgrund des geringen Kauaufwands und für den Darm aufgrund des kleinen Füllvolumens, insbesondere, da der Kaninchenverdauungstrakt auf regelmäßigen Nachschub an Nahrung angewiesen ist. Auch hier ergibt sich blättriges, recht karges Blattgrün als optimale Komponente für alle Kaninchenbelange. Hinzukommen natürlich alle anderen Nachteile ungeeigneter Futtermittel!