Mineralstoffwechsel von Kaninchen – Blasengrieß, Kalzium und Co.

Farbenzwergkaninchen streckt Zunge raus

Nährstoffbedarf eines Kaninchens

Wie funktioniert der Mineralstoffwechsel von Kaninchen und resultieren daraus Dinge, die wir in der Haltung, Pflege und Ernährung beachten müssen? Diese Fragen sollen in diesem Blogartikel ge- und erklärt werden.

Der Kaninchenkörper hat einen hohen Mineralstoffbe­darf. Entsprechend ist er darauf ausgelegt, alle in der Nahrung zur Verfügung ste­henden Mineralien zunächst zu resorbieren (aufzunehmen). Er resorbiert also nicht nach Bedarf, wie beispielsweise wir Menschen, sondern resorbiert alles und scheidet Unbenötigtes wieder aus.

Hierfür benötigen Kaninchen einen funktionierenden Mineralstoffwechsel der unter anderem von folgenden Parameter abhängt:

  • PH-Wert des Urins (beeinflusst beispielsweise durch Vitamin C und Ami­nosäuren)
  • Vitamin D
  • Vorerkrankungen, die Auswirkungen auf die Nieren oder Blase haben (beispielsweise bakterielle In­fekte oder EC)
  • Bewegung bzw. Bewegungsmangel
  • Flüs­sigkeit.

Letztere nehmen Kaninchen kaum durch bewusstes Trin­ken auf, sondern vielmehr decken sie den Bedarf automatisch mit der Futteraufnahme, da Naturgrün immer zu einem Großteil aus Wasser besteht. Überschüssige Mineralien können also gut mit dem Urin ausgespült werden. Insbesondere, wenn der Mineralstoffwechsel des Kaninchens gesund abläuft, indem es eine passend zusammengestellte Ernährung mit allen Nähr­stoffen und UV-B-Strahlen zur Verfügung hat.

Erkrankungen der Blase

Zu Erkrankungen wie Blasengrieß, Blasensteinen und Co. kommt es in der Regel nur, wenn die Parameter zu Unguns­ten der Harnwegsgesundheit verschoben sind. Beispielsweise wenn ein Vitamin D-Mangel vorliegt oder sich das Kaninchen zu wenig bewegt.

Aber auch die Aufnahme von zu viel trocke­ner Nahrung, die eine zu hohe Konzentration von Mineralien hat und mit einem gleichzeitigen Flüssigkeitsentzug einhergeht, kann diese Erkrankungen begünstigen. Einerseits bräuchte man für die hohe Menge an Mineralien noch mehr Flüssigkeit als ohnehin schon, zeitgleich wird aber vorhandene Flüssigkeit sogar noch entzogen.

Wichtige Mineralstoffe

Da der Mineralstoffwechsel bei Kanin­chen so speziell ist, gehe ich auf Kalzium und Phosphor, die be­sonders bedeutsam sind, nochmal expliziter ein. Daneben gibt es noch weitere für Ka­ninchen wichtige Mineralstoffe. Dazu gehören beispielsweise

  • Magnesium
  • Eisen
  • Natrium
  • Kalium

Magnesium

Hierbei nimmt Magnesium den größten Einfluss auf den Kalzi­umstoffwechsel, da Kalzium und Magnesium in einigen Stoff­wechselprozessen voneinander abhängig sind. Liegt ein Mangel an Magnesium vor, kann auch das vorhandene Kalzi­um nicht richtig verwertet werden. Bei der Ernährung mit frischer Wiese wird immer ausreichend Magnesium aufgenommen, der Gehalt in einigen Gemüsesorten ist aber zu gering. Unter an­derem in Grünkohl. Dagegen hat beispielsweise Möhrengrün einen recht guten Magnesiumgehalt. Geeignet scheinen auch Küchenkräuter wie Dill, Petersilie, Basilikum und Salbei. Solche Futtermittel sollten also immer zur Verfügung stehen, um eine ausreichende Menge an Magnesium bereit zu stellen.

Eisen

Ähnlich verhält es sich mit Eisen. Dieses ist in Salaten und Knol­lengemüse nicht ausreichend enthalten und in viel geringerer Dosis als in Wildkräutern verfügbar. Spinat, Erbsengrün und Feldsalat können hier ebenso Lieferanten sein, wie Grünkohl und Schwarzkohl. Kalium liegt bei Gemüse in ähnlicher Menge vor, wie in Wildkräutern. Der Gehalt an Natriumsalzen ist bei Gemüse sogar höher als in natürlichen Pflanzen, was in der natürlichen Nahrungsaufnahme durch den anteiligen Konsum an Erde ausgeglichen wird. Betrachtet man alles in allem stützt es die Ernärhungempfehlung: am besten Wiese und ansonsten verschiedene Komponenten miteinander kombinieren, damit man möglichst viele Nährstoffe abdeckt.

Kalzium und Phosphor

Kalzium und Phosphor stellen für die Kaninchen elementare Mineralien dar. Kaninchen haben einen speziellen Mineral­stoffwechsel und durch die ständig nachwachsenden Zähne einen erhöhten Bedarf - insbesondere an Kalzium.

Kalzium und Phosphor funktionieren nur zusammenhängend, weshalb es wichtiger ist das entsprechende Verhältnis zu betrach­ten als die absoluten Werte. In der natürlichen Nahrung haben beide Bestandteile ein Verhältnis von gemittelt 4,5-5,5 (Quelle Andreas Rühle, Analyse verschiedener Wild­kräuter und Gräser - durch eigene Recherche zu den Daten und Kontrollrechnung belegt), ein Wert, der noch höher ist, als der Mindestgrenzwert von 1,5, den man weitläufig als Leitwert annimmt. Kalzium (und das entsprechende Verhältnis zum Phosphor) spielt für Kaninchen eine elementare Rolle, die bei der Nahrungszusammenstellung mit Gemüse häufig sehr vernach­lässigt wird und beim Verfüttern von Obst, Saaten und Co. ebenfalls nicht bedacht wird.

Calcium-Phosphor-Verhältnis kann Zahnprobleme und Blaßengrieß begünstigen

Beispielsweise kann der Min­destbedarf an Kalzium niemals durch Salate oder Knollen­gemüse gedeckt werden. Im Gegenteil, beides kann je nach Phosphorgehalt dem Körper sogar Kalzium entziehen, denn ein Gleichgewicht der beiden Mineralien ist für den Körper elementar, daher strebt er immer diesen Zustand an.

Einer seiner Ausgleichsmöglichkeiten ist dann das Auslösen von körpereigenem Kalzium. Bemerkt der Körper einen Überschuss an Phosphor, kann er mit speziellen Hormonausschüttungen das Auslösen von Kalzium aus Kno­chen und Zähnen anregen. Dieses frei gewordene Kalzium bindet sich dann wiederum mit der überschüssigen Menge Phosphor und wird über die Harnwege ausgeschieden. Das Risiko für Grieß und Steine steigt! Zusätzlich werden Zähne und Knochen geschwächt.

Füttert man also einen hohen An­teil Futtermittel, die einen Verhältniswert <1,5 haben oder dessen Verhältnis sogar unter 1 liegt (also mehr Phos­phor als Kalzium enthalten ist) kann der Körper durch diese Nahrung keinerlei Kalzium für seinen Knochenerhalt und das Zahnwachstum gewinnen, sondern verliert potenziell sogar körpereigenes Kalzium. Folglich können auch die Auswirkun­gen wirklich gravierend sein - für Knochen, Zähne, aber auch die Harnwegsorgane, da das Kalzium nicht in Knochen und Zähne eingelagert wird, sondern an den Phosphor gebun­den ausgeschieden werden muss.

Vielfältige Ernährung für ausgewogenes Calcium-Phosphor-Verhältnis

Ein hoher Kalziumgehalt im Vergleich zum Phosphor und da­durch ein Verhältnis größer 4,5 kommt in der natürlichen Nah­rung von Kaninchen durchaus vor. Das heißt aber nicht, dass diese einzelnen Nahrungsmittel mit sehr hohen Werten nicht gefressen werden, vielmehr gleichen sie diese mit anderen Be­standteilen wieder aus. Daher ist das vielfältige Angebot so wichtig.

Gleichermaßen sollte man mit Gemüseoptionen ver­fahren, die ein sehr hohes Calcium-Phosphor-Verhältnis haben: anbieten, aber immer in einer vielfältigen Mischung zur Verfügung stellen.

Parallel ist auch zu beobachten, dass Kaninchen übermäßig hohe Kalziummengen wohl recht nebenwirkungsarm ausschei­den können. Es sind im Vergleich zu im Verhältnis zu hohen Phosphorwerten keine gesundheitlichen Beeinträchtigun­gen feststellbar. Dennoch sind auch die anderen Bausteine wichtig! Ein passendes Calcium-Phosphor-Verhältnis alleine definiert noch kein optimales Futter. Ebenfalls fehlt bei dieser Betrachtung, dass auch Kalzium und Phosphor in ihrer Einheit, noch nicht losgelöst von anderen Inhaltsstoffen zu betrachten sind. Ein­fluss nehmend auf den Mineralstoffwechsel sind wie erwähnt beispielsweise auch Oxalsäure, Magnesium und Vitamin D, sowie Flüssigkeit. Ganz elementar ist es für Kaninchen aber auch, dass wir als Halter und "Futterspender" Kalzium nicht verteufeln.

Zurück zum Blog

Feedback oder Fragen?

Dann melde dich einfach über unsere Kontaktseite bei uns und kümmern uns um dein Anliegen.